Demenz, häufig mit Inkontinenz verbunden, älteres Paar spaziert durch Herbstwald, Frau stütz Mann

Inkontinenz bei Demenz: Umgang, Hilfe & Maßnahmen

Aktualisiert am 13.10.2025 |
8 Min. Lesezeit

Einleitung

Demenz und Inkontinenz gehen häufig Hand in Hand. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung verlieren viele Menschen mit Demenz die Fähigkeit, ihre Blasen- und Darmfunktion zu kontrollieren. Um sie zu unterstützen, bietet der Sanitätshandel zahlreiche Hilfsmittel für Demenzkranke. Als Angehöriger kannst du darüber hinaus die häusliche Umgebung so gestalten, dass der Betroffene den Toilettengang möglichst lange selbstständig bewältigen kann.

Das Wichtigste in Kürze
  • Inkontinenz kann in allen Phasen der Demenz auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es bei den meisten Patienten zur Inkontinenz von Harn und Stuhl.

  • Inkontinenz kann man nicht vermeiden. Mit den richtigen Hilfsmitteln und Strategien lassen sich die unangenehmen Folgen hinauszögern oder vermindern.

  • Falls sich die Folgen der Inkontinenz so entwickeln, dass die Pflege zuhause nicht mehr möglich ist, kann die Einweisung in ein Pflegeheim sinnvoll sein.

Wie Demenz und Inkontinenz zusammenhängen: Symptome und Herausforderungen

Bei demenziellen Erkrankungen schwindet nicht nur das Gedächtnis. Betroffene büßen ihr Denk-, Urteils- und Sprachvermögen ein sowie die Kontrolle über grundlegende Körperfunktionen. Sie werden oft inkontinent.

Hinweis: Bei der Alzheimererkrankung werden Nervenzellen und Gehirngewebe durch Fibrillen und Plaque-Ablagerungen zerstört. Bei der vaskulären Demenz dagegen kommt es zu Durchblutungsstörungen, die das Gehirn schädigen. Die Ursachen sind verschieden, die Folgen die gleichen: Alzheimer und Demenz führen zu Persönlichkeitsveränderungen, die eine Inkontinenz begünstigen.

Im weiteren Verlauf der Krankheit kann der Betroffene die Blasenmuskulatur und den Schließmuskel nicht mehr steuern.

Bis dahin stehen andere Auslöser im Vordergrund: An Demenz erkrankte Personen haben Schwierigkeiten mit der Orientierung – auch in vertrauter Umgebung. Tritt Harndrang auf, erreichen sie die Toilette nicht immer rechtzeitig oder sie benötigen zu viel Zeit, um ihre Kleidung zu öffnen. Einige Patienten können sich nicht mehr verständlich mitteilen, wenn sie auf die Toilette müssen.

Dass eine Person mit Demenz selbstständig auf die Toilette geht, ist eher unwahrscheinlich.

Übrigens: Sowohl Alzheimer-Frühsymptome als auch frühe Phasen der Demenz sind unter anderem durch Unaufmerksamkeit, Gedächtnisprobleme und Schwierigkeiten beim Zuordnen von Namen gekennzeichnet – eine Inkontinenz entwickelt sich bei beiden Krankheitsbildern im weiteren Verlauf.

Weitere Informationen zu den Themen Inkontinenz beim Mann und Inkontinenz bei der Frau findest du in einem eigenen Beitrag. Folge einfach den Links.

Unsere Empfehlung

Weitere Hilfsmittel und Produkte findest du in unserem Online-Shop.

Inkontinenzverlauf bei Demenz: Herausforderungen in jedem Stadium

Eine Demenz entwickelt sich meist schleichend – oft werden die ersten Anzeichen erst im Rückblick als solche erkannt. Im Verlauf der Erkrankung kann Inkontinenz in jedem Stadium auftreten. Sowohl Harninkontinenz als auch Stuhlinkontinenz zählen zu den häufigen Begleiterscheinungen einer fortgeschrittenen Demenz.

Harninkontinenz bei Demenz: Ursachen und Umgang

In den frühen Phasen der Demenz entsteht Harninkontinenz häufig durch den Gedächtnisverlust. Betroffene vergessen, dass sie bei Harndrang die Toilette aufsuchen sollten – oder sie finden den Weg dorthin nicht rechtzeitig. Die Folge: ungewollter Urinverlust, der sowohl den Patienten als auch die Angehörigen belastet.

Wichtig ist ein verständnisvoller Umgang mit dem Thema. Konflikte sollten vermieden werden, während gleichzeitig die Akzeptanz für Hilfsmittel bei Inkontinenz gefördert wird. Produkte wie Inkontinenzslips, Vorlagen oder Aufsaugende Unterwäsche helfen, die Lebensqualität zu verbessern und den Alltag zu erleichtern.

Stuhlinkontinenz im fortgeschrittenen Stadium

Mit fortschreitender Demenz kann zusätzlich eine Stuhlinkontinenz auftreten. Diese tritt in der Regel erst im späteren Krankheitsverlauf auf. Hilfsmittel wie PVC-Slips, Analtampons oder Stuhlauffangbeutel leisten hier wertvolle Unterstützung.

Die Mitarbeiter der joviva-Sanitätshäuser beraten dich kompetent und helfen, das passende Inkontinenzprodukt für den individuellen Bedarf zu finden – diskret, empathisch und fachkundig.

Wenn Personen mit Demenz Windeln ausziehen

Es kommt vor, dass Menschen mit Demenz ihre Inkontinenzprodukte ablegen oder unkontrolliert urinieren. Wie du in solchen Situationen ruhig und lösungsorientiert reagierst, erfährst du im nächsten Abschnitt. Ziel ist es, Stress zu vermeiden und den Pflegealltag so angenehm wie möglich zu gestalten.

Inkontinenzgrade: So wird das Ausmaß bestimmt

Zur Einschätzung der Inkontinenz wird eine mehrstufige Skala verwendet.

Stufen der Harninkontinenz

  • Stufe 1 – Tröpfcheninkontinenz: Urinabgang unter 50 ml pro Tag

  • Stufe 2 – Leichte Inkontinenz: Bis zu 100 ml Urinverlust täglich

  • Stufe 3 – Mittlere Inkontinenz: Ungewollter Urinverlust bis 200 ml

  • Stufe 4 – Schwere Inkontinenz: Bis zu 300 ml Urinverlust

  • Stufe 5 – Schwerste Inkontinenz: Kein Halten des Urins mehr möglich, oft in Kombination mit Stuhlinkontinenz

Grade der Stuhlinkontinenz

  • Grad 1: Unkontrollierter Abgang von Darmgasen, Schleim oder geringen Flüssigkeitsmengen

  • Grad 2: Flüssiger Stuhl kann nicht mehr zurückgehalten werden

  • Grad 3: Keine Kontrolle über feste, flüssige oder gasförmige Ausscheidungen

Weitere Informationen dazu findest du auf den Seiten des Zentrums für Qualität in der Pflege.

Maßnahmen zur Inkontinenzprophylaxe

Inkontinenz im Rahmen einer Demenzerkrankung lässt sich nicht verhindern. Die Inkontinenzprophylaxe besteht darin, mit dem an Demenz Erkrankten den Toilettengang zu trainieren und ihn mehrmals täglich in die Alltagsroutine zu integrieren. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit helfen diese Strategien meist nicht mehr. Solltest du oder andere pflegende Angehörige erkennen, dass die Betreuung zuhause nicht mehr möglich ist, kannst du über eine Einweisung ins Pflegeheim mit dem Arzt sprechen.

Demenz, Inkontinenz, älteres Paar im Herbstwald, Mann legt Frau Arm um Schulter

Unterstützung im Alltag: Hilfsmittel und Anpassungen für Betroffene von Demenz und Inkontinenz

Um mit Inkontinenz im Alltag zurechtzukommen, gibt es verschiedene Hilfsmittel:

  • Inkontinenzeinlagen

  • Netz- und Fixierhosen (halten die Einlagen in der gewünschten Position)

  • Schutzhosen (klassischer Unterwäsche am ähnlichsten)

  • Inkontinenzunterlagen

  • Inkontinenztampons oder Pessare bei leichter Inkontinenz für Frauen (blockieren die Harnröhre)

  • Penisbänder bei leichter Inkontinenz für Männer (blockieren die Harnröhre)

  • Blasenkatheter und Urinbeutel in schweren Fällen

Um den Betroffenen beim selbstständigen Toilettengang zu unterstützen, haben sich verschiedene Maßnahmen bewährt. Nutze die folgende Übersicht gerne zur Inspiration und passe sie den Gegebenheiten bei euch vor Ort an:

  • Entferne Hürden oder Stolperfallen, damit der Demenzkranke schnell und ohne Verletzungsrisiko die Toilette erreicht.

  • Schilder oder Erinnerungszettel können an den Toilettengang erinnern.

  • Falls der Toilettengang mit Unterstützung dem Betroffenen Schwierigkeiten bereitet, kannst du versuchen, ihn mit einem Gespräch abzulenken.

  • Kleidungsstücke, die sich schnell ausziehen lassen, können wertvolle Zeit sparen. Hosen mit Gummizug oder Klettverschluss haben sich hier bewährt.

  • Festes Schuhwerk erleichtert das Gehen und reduziert das Risiko eines Sturzes.

Falls du weitere Informationen oder Beratung wünschst, um mit Inkontinenz in der Pflege deines Angehörigen umzugehen, kannst du zum Beispiel einen Pflegekurs für Angehörige besuchen. Sie werden vor Ort durchgeführt und sind kostenlos. Auch dein Hausarzt steht dir mit seinem Wissen zur Seite.

Schon gewusst? Die Pflegekasse übernimmt für gesetzlich versicherte Personen mit Pflegegrad einen monatlichen Betrag im Wert von bis zu 42 Euro für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel. Voraussetzung ist die Pflege zu Hause durch eine private Person. Geregelt ist dies im Sozialgesetzbuch § 40 Abs. 2 SGB XI.

Jetzt Pflegebox bestellen

Medizinischer Hinweis

Inkontinenz bei Demenz kann einen Einfluss auf die Pflegestufe (seit 2017: Pflegegrad) nehmen. Informiere den Medizinischen Dienst bei seinem nächsten Besuch über Veränderungen.

Fazit

Angehörige von Demenzkranken müssen sich früher oder später mit dem Thema Inkontinenz beschäftigen. Es gibt viele Hilfsmittel und Strategien, die den Alltag erleichtern. In diesem Beitrag und in den verlinkten Ratgeberartikeln am Ende der Seite erhältst du die wichtigsten Tipps und Hinweise. Weitere Informationen findest du im Wegweiser zu Demenz des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch bei uns kannst du dich umfassend zu Maßnahmen bei Inkontinenz und zu Inkontinenzhilfsmitteln informieren.

Oft gefragt

susanne-schmieder-medical-writing
Susanne Schmieder
Medical Writerin
Autor

Unsere Experten beraten dich gerne zu den von deinem Arzt empfohlenen Hilfsmitteln.

Einige Bilder auf unserer Webseite wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Die Nutzung dieser Bilder erfolgt unter Beachtung der Transparenzpflichten gemäß dem EU AI Act.

Literatur und weiterführende Informationen

Jetzt zum Newsletter anmelden

Du kannst dich jederzeit von unserem Newsletter abmelden. Es gelten unsere Nutzungsbedingungen. Bitte beachte unsere Hinweise zum Datenschutz.